Dienstag, 2. Oktober 2007

selbsttherapie: you are now entering level three.

ich habe eine spinnenphobie. aber eine echte, diagnostizierte. therapieversuche mit riesigen, pelzig behaarten vogelspinnen sind aber fehlgeschlagen, weil ich die komischerweise 'süß' finde. die spinnen, vor denen mir graut, sind wesentlich kleiner. sie haben kleine körper und widerlich lange beine, die sich viel zu schnell bewegen. alles, was inklusive beine kleiner ist, als mein daumennagel kann ich akzeptieren. das ist dann auch wieder 'süß'. aber alles größer als daumennagel und kleiner als vogelspinne jagt mir angst ein.

weil angst vor spinnen aber schrecklich uncool ist, therapiere ich mich seit etwa einem halben jahr selbst. zuerst wohnte 'mutter beimer' bei mir. 'mutter beimer' war eine spinne etwa in der größe eines zwei-euro-stücks, die außen in der ecke über dem fenster am bett wohnte. wir lebten in symbiose: ich machte abends das licht an und sorgte so dafür, dass kleine insekten in richtung meines fensters flogen, die sie mir vom leib hielt, indem sie sie mit ihrem netz einfing. ansonsten blieb sie mir von der pelle und ich ihr. das war sehr schön. als 'mutter beimer' im juni plötzlich verschwunden war, vermisste ich sie sogar.

aber schon bald zog 'marianne' ein. 'marianne' war etwas kleiner als ihre vorgängerin und tat genau das selbe, was 'mutter beimer' vor ihr getan hatte. jedoch erhöhte sie das level: sie tat es an der innenseite des fensters am schreibtisch. das ging etwa zwei monate gut und ich hatte sie auch wirklich schon liebgewonnen. doch dann kam sie nachts auf die saudumme idee, sich umständlich zappelnd an der wand entlang abzuseilen, was den kater in ungestüme jagdlust versetzte und mir somit den schlaf raubte. ich fing 'marianne' mit einem glas ein, betrachtete sie eine weile, schoss unscharfe fotos von ihr und entließ sie schließlich ins treppenhaus.

seit heute wohnt eine spinne in meinem badezimmer. die hat noch keinen namen. weil sie die grenzen meiner toleranz eigentlich sprengt: inklusive ihrer beine hat sie einen durchmesser von gut und gerne sechs zentimetern, sie ist riesig. und sehr ekelhaft. ich verstehe schon: das vermutlich ist das nächste level. aber die tatsache, dass sie im bad schwerlich etwas zu essen finden wird, erhöht die wahrscheinlichkeit, dass sie sehr bald in mein zimmer umziehen wird. ich glaube, dafür bin ich noch nicht bereit. aber immerhin habe ich dem dringenden wunsch, sie wegzusaugen, bisher widerstanden und ich bin sogar bereit, mich dem risiko auszusetzen, sie morgen nicht mehr im bad vorzufinden und die nächsten wochen in ständiger panik vor einer an unerwarteter stelle plötzlich auftauchenden spinne zu verbringen.

ich finde mich ganz schön mutig.

[und nein, ich möchte bitte nicht weiter darüber nachdenken, wie wohl der endgegner aussehen wird.]