Samstag, 22. August 2009

b.

sofern sie nicht schwul sind, sind männer ihr fremd imd sinne von 'suspekt', im sinne von 'unheimlich'. deshalb wohl war unser kontakt abgebrochen, nachdem ich den mann kennengelernt hatte. sie kannte mich nur als lesbe, noch dazu war sie gerade damit beschäftigt, sich für oder gegen mich zu entscheiden, als ich ihr die entscheidung abnahm und nach zwei wochen ohne abendliche telefonate meldete: ich bin jetzt mit einem mann zusammen.
gemeinsam mit ihm lief ich ihr einmal in der stadt über den weg; verärgerte irritation ihrerseits, unsicherheit meinerseits, danach funkstille. zu meinem geburtstag letztes jahr lud ich auch sie ein, bekam aber keine antwort. ich vermisse sie immer noch, vor allem, weil wir auch in einem nicht-lesbischen sinne irgendwie schwestern waren.
gestern dann starrte starrte ich drei sekunden lang auf das grüne online- symbol neben ihrem skype-namen, und während ich noch dabei war zu realisieren, dass das das erste mal seit etwa zwei jahren ist, dass ich sie hier online sehe, hatte sie mich auch schon angeschrieben. als lägen da nicht zwei jahre und all diese anderen ewigkeiten dazwischen, schreiben wir uns bruchstücke aus unserer jeweiligen letzten zeit und beenden das gespräch mit einer verabredung für den nächsten vormittag.
ich sehe sie von weitem kommen, sie ist noch immer jene rotviolett leuchtende gestalt mit hennagefärbtem haar, hochgewachsen, schlank, knochig, sehnig und mit den krassesten venen, die ich je auf den armen einer frau gesehen habe. burschikos und herb und doch so irrsinnig weiblich.
und auch diesen vormittag verbringen wir, als sei er ein weiterer von all den vielen, die wir teilten. wir holen meinen neuen ausweis ab, "jetzt bin ich offiziell jemand anders", sage ich, sie lächelt irgendwie stolz. wir kaufen uns bionade holunder und cola light und gehen auf den spielplatz, des babys wegen. sie nimmt es auf den schoß, backt ihm einen sandkuchen, wischt sand von seiner kleidung, als sei es die normalste sache der welt. wir reden über gemeinsame bekannte, über ledertaschen, die lesbenszene, tattoos. sie fragt mich woher ich meine schuhe habe; wir gehen in das geschäft und sie kauft sich die gleichen schuhe in einer anderen farbe. zum mittag essen wir halloumi yufka. ob ich zu ihrem geburtstag komme, sie lädt ein paar freunde ein und macht saltimbocca mit risotto und salat. dass sie keine vegetarierin mehr ist, ist das einzige, was sich verändert zu habend scheint- ansonsten fühlt sich nichts davon an, als lägen zwei jahre pause dazwischen. wir sind noch immer die gleichen schwestern, wenn wir miteinander sind. dass wir dabei keine lesben mehr sind, fällt kaum auf.

on the playground.