Dienstag, 22. Dezember 2009

zehn zum dritten.

weil man mich nach den letzten beiden zehner- postings vermutlich ganz gerne für eine intolerante ernährungsfaschistin halten kann (die ich tatsächlich wohl auch ein bisschen (?) bin), zum ausgleich nun noch zehn ernährungssünden, derer ich mich einfach nicht erwehren kann. anke und die kaltmamsell haben's vorgemacht (links siehe vorheriges posting); ich mach's einfach nach.

  1. cola light. gerade jetzt mache ich wieder einen meiner ungezählten entzugs-versuche durch, um endlich, endlich, von dem scheißzeug runterzukommen. und es fällt mir irre schwer. schwerer sogar, als damals mit dem rauchen aufzuhören. immerhin: ich trinke zuhause nur noch wasser und tee, aber wenn ich draußen unterwegs bin und zwischendurch durst bekomme, kaufe ich noch immer cola light. dabei habe ich mir doch extra diese tollen nalgene- flaschen gekauft, um mir von zuhause wasser mitnehmen zu können. aber darin bleibt das wasser natürlich nicht den halben tag schön eiskalt. irgendeine ausrede finde ich halt immer. zum kotzen, ehrlich. wo ist die konsequenz bitte, die ich sonst in ernährungsdingen so prima an den tag legen kann?
  2. selten, aber damit trotzdem zu oft: tiefkühlpizza. immer die selbe sorte, nämlich vier jahreszeiten von ristorante. gibt's, wenn das gewöhnliche mittagessen mit mann und kind ausfällt, also wirklich selten. aber da jedesmal hinterher dieses schon erwähnte mülleimer- gefühl einsetzt, ist das immer noch zu oft.
  3. schokoladeneis mit schokoladensoße aus dem glas. das überlebt hier nie lang.
  4. dosentomaten, -kichererbsen und - weiße bohnen. erstere finde ich gar nicht so schlimm; bei den beiden anderen bin ich schlicht zu faul, die selbst einzuweichen und weichzukochen.
  5. süßigkeiten. vorwiegend schokolade und eis, hin und wieder auch butterkekse mit schokoladenüberzug. zwar gibt es gewisse andere personen in diesem haushalt, die noch einiges mehr davon futtern, als ich. trotzdem esse ich davon für meinen geschmack noch immer viel zuviel, nämlich etwa 800- 1000 süßigkeiten- kalorien pro woche. ich würde gerne wieder da ankommen, wo ich viel sport gemacht und mir süßigkeiten nur sonntags erlaubt habe. ein stück kuchen oder ein eis sonntags, mehr nicht. und das war genau die richtige dosis, um den perfekten genuss ohne anschließendes schlechtes körpergefühl zu haben.
  6. die tatsache, dass ich in den zahlreichen bistros und studentenkneipen freiburgs gemüse und fleisch esse, von dem ich keinen schimmer habe, wo es herkommt. und auch nicht danach frage.
  7. mineralwasser in plastikflaschen. ich habe mir die oben bereits erwähnten nalgene- bottles deshalb gekauft, weil sie bpa- frei sind und kaufe weiterhin mineralwasser in plastikflaschen. und das, wo wir hier in freiburg eine wirklich gute leitungswasserqualität haben. was für ein schlechter witz. würde ich gerne zu ändern schaffen.
  8. dass wir es einfach nicht schaffen, unseren gesamten brotbedarf durch selbstbacken zu decken. wirklich gutes brot ist mir so wichtig, aber es zu kaufen ist bei unserem verbrauch wirklich teuer - wenn man weiß, wie viel günstiger es ist, es selbst zu backen.
  9. der umstand, dass in unserem kühlschrank immer noch hin und wieder etwas vergammelt. ich hasse das. für den mann und viele andere klingt das wohl irgendwie lachhaft. aber ich habe auch schon sehr viel weniger wohlhabende zeiten als diese durchlebt und dabei einen ziemlichen respekt vor dem wert von lebensmitteln erlernt. und ein gefühl, dass mir sagt: "lebensmittel vergammeln lassen ist dekadent". wenn man sich nicht ausreichend um den noch vorhandenen kram im kühlschrank schert, weil man sich nicht drum scheren muss, weil man genug geld hat, um nach lust und laune immer neues zeug dazukaufen zu können, anstatt zuerst das zu verwerten, was noch da ist. immer, wenn ich etwas wegschmeißen muss, was aus solchen gründen vergammelt ist, schäme ich mich.
  10. und manchmal schäme ich ein bisschen ob der grundsätzlichen, relativen opulenz unserer ernährung. wir ernähren uns gut und gesund und abgesehen von qualitativ hochwertigen grundzutaten fern jeder dekadenz im stile getrüffelter lachsbällchen oder anderer hochtrabender gerichte, wie sie in teuren genießer-magazinen abgedruckt sind. nicht, dass ich das verabscheuen würde, aber ich glaube, das liegt uns einfach nicht, wir brauchen es erdiger und mit mehr soul. aber wir können uns den luxus erlauben, frei nach lust und laune zu entscheiden, was wir uns kochen wollen und müssen dabei eigentlich keine rücksicht auf unseren geldbeutel nehmen. wenn wir rinderfilet essen wollen, können wir uns das einfach leisten. und auch die hochpreisigeren bioprodukte sind eben ohne probleme einfach drin. adarüber vergesse ich manchmal den respekt und die demut gegenüber guten, einfachen gerichten. blumenkohl mit butterbröseln. tomatenbrot mit rührei. gerichte, die nur wenig kosten und trotzdem gut und wertvoll sind. manchmal muss ich mich mit solchen gerichten dann wieder ein bisschen zurück auf den boden holen.