Mittwoch, 4. August 2010

mein körper macht merkwürdige dinge. seit etwa einer woche vor der geburt des zweiten sohnes möchte er kein fleisch mehr haben. anfangs hat es mich irritiert, jedesmal, wenn ich überlegte, was ich kochen will festzustellen, dass mich der gedanke daran, fleisch zu schneiden, zuzubereiten, zu essen, abstößt. mittlerweile denke ich bei der essensplanug wie selbstverständlich fleischlos.
nun fängt es langsam an, sich auszuweiten. milch, butter und joghurt gehen noch ganz gut, eier und käse auch, solange sie unsichtbar im essen verschwinden. käse aufs brot geht gar nicht mehr und die beiden flaschen sahne im kühlschrank blicken mich mit jedem tag, der sie näher an ihr verfallsdatum bringt, hilfloser an. den geburtstagskuchen für den mann - schweizer kirschwähe mit eier-crème fraîche- guss - konnte ich nach einem kleinen probier- stückchen nicht mal mehr riechen, geschweige denn ein weiteres stück davn essen. auch meine lust auf schokolade hat seit der geburt deutlich nachgelassen; wenn ich überhaupt welche esse, dann meist aus sehr plötzlichem stillhunger heraus. da aber meistens eh keine schokolade da ist, futtere ich zwischendurch alle möglichen sorten nüsse; auch fast jedes zweite mittagessen und unser selbstgebackenes brot enthält entweder cashews, walnüsse, sonnenblumenkerne oder sesam. sehr erstaunlich, wie geschickt die natur den apettit so lenken kann, dass man von ganz allein zu den lebensmitteln greift, deren inhaltsstoffe ersetzen, was man durch den nicht- verzehr von anderen lebensmitteln nicht zu sich nimmt.
vegetarisch oder vegan zu leben, bereitet mir keinerlei probleme; es ging ja schonmal anderthalb jahre lang sehr gut und vor allem nachhaltig bereichernd ganz ohne tierische produkte im essen. nur beginnt es diesmal ganz von selbst, ohne rationale planung meinerseits. es passiert einfach, intuitiv, von irgendwo ganz tief unten her, ohne dass ich das gefühl habe, einfluss nehmen zu können. merkwürdig. ich bin gespannt, wo das hinführt, wie lange das noch weitergeht und ob sich irgendwann eine erklärung dafür offenbaren wird. interessant wäre herauszufinden, ob der kleine sohn möglicherweise irgendeine art von unverträglichkeit hat, deretwegen es sinn machen würde, dass ich auf fleisch verzichte, damit er die entsprechenden unverträglichen substanzen nicht über die muttermilch durch mich aufnimmt. abwarten.