Donnerstag, 29. September 2011

12 semester philosophie studiert, schwerpunkt praktische philosophie, bioethik. 12 semester lang den kopf auf- und die tastatur abgerieben über fragen und probleme der embryonalen stammzellenforschung, pid, künstlichen veränderung der genetik von lebewesen. wo sind die grenzen, wo führt es hin, darf der mensch gott spielen, darf er eingreifen in die genetik von mensch, tier, pflanze? wo fängt leben an, wo hört es auf, wo fängt der sinn der künstlichen veränderung von genen an, wo hört er auf? gibt es überhaupt einen? und wenn es einen gibt, heißt das dann automatisch, dass wir das dürfen? was ist noch zucht, was ist eingriff in die schöpfung, was darf sich der mensch als krone der schöpfung gegenüber pflanze und tier erlauben, wo muss er die "persönlichen" rechte von tieren wahren; hat so ein tier (oder auch: so ein embryo, so eine stammzelle, so ein kartoffelkeimling) überhaupt "persönliche" rechte, welche rechte hat es überhaupt? 12 semester lang meterweise essays und bücher gelesen zu diesen themen, nächtelang gebrütet über hausarbeiten, mich mit fester stimme in diskussionsrunden ereifert, zig vorlesungen gehört, x referate geschrieben.

nie zu einem endgüktigen ergebnis gekommen, so wie alle anderen schauen und schlausten leute, die sich mit diesen themen befassen.

dann gehe ich mit meinem noch nicht ganz dreijährigen sohn einkaufen und wir begegnen einem winzig kleinen hund, gesicht und schweif sehen sehr nach spitz aus, sein fell ist fuchsfarben, aber er ist winzig klein und trippelt auf pfenniggroßen pfötchen neben den stiefeletten seiner besitzerin her. "oh, kummal, ein einchörnchen!" ruft der sohn begeistert. wenige tage später begegnet uns im wald eine spaziergängerin, an der leine ein windhund mit kurzem, von braunen fleckchen besprenkelten weißem fell, die schnauze langgezogen und vorne plötzlich stumpf; erinnern an eine dieser sog. kampfhundrassen. "oh, mama, kummal, eine ziege!", freut sich der sohn.

vielleicht könnte man sich all dieses endlose philosophieren und diskutieren und in den dringendsten fragen doch nie zu einem brauchbaren ergebnis kommen einfach sparen, zumindest was die erlaubnis für zuchtrichtlinien bei tieren angeht: einfach eine kommission aus ein paar dreijährigen gründen, was die noch als das eigentliche tier erkennen, geht durch, alles andere nicht mehr. es könnte so einfach sein.