Dienstag, 29. März 2011

ich hasse shopping.
ich hasse es unabhängig vom anlass, unabhängig von der begleitung, unabhängig von meiner kleidergröße. ich hasse es abgrundtief. klamotten kaufen, wie unglaublich ätzend, was für eine langweilige art der zeitverschwendung. ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie rudel von frauen ganze samstag freiwillig von umkleide zu umkleide rennen können, 7 stunden lang durch 40 verschiedene geschäfte um am ende zu wissen: anprobierte jeans nr. 17 sitzt noch einen hauch besser als jeans nr. 9, nr, 23 war ein fehlkauf, nr. 4 tausche ich doch besser gegen die andere farbe um. die art von glück, die dabei empfunden wird, erschließt sich mir nicht.

wenn es gar nicht mehr anders geht (nicht mehr flickbare löcher in den jeans, alle shirts zerschlissen, oder alles verbliebene ist auf unmöglich aussehende weise zu groß oder zu klein), dann fahre ich schlecht gelaunt in die stadt, betrete einen klamottenladen, ziehe bis zu 10 sachen aus den regalen, die so aussehen, als könnte ich reinpassen und probiere alles zügig nacheinander an. was passt, wird mitgenommen, den rest drücke ich der verkäuferin in die hand. viertelstunde, länger darf shopping bei mir nicht dauern. entsprechend wenig geld habe ich jährlich für kleidung ausgegeben. 50 bis 100 euro, vielleicht 150, wenn mal ein neues paar schuhe fällig war.

gestern habe ich meine klamottenkommode ausgemistet. pullis und oberteile, die ich teilweise seit fast 12 jahren besaß. alte riesenklamotten von 15 kilo mehr als jetzt, alte miniklamotten von 10 kilo weniger als jetzt. meine alten fahrradhandschuhe: die eingetrockneten gelpads zerbröselten bei leichtem druck. viel rumpfkluft, viel scheißteure öko-designersachen, die ich über meinen damaligen nebenjob günstiger bekommen hatte, die aber stilmäßig noch nie mein fall waren: alles mit hinblick auf das bald beginnende ref gekauft. haha. außerdem ein bisschen sogenannte umstands- "mode".

am ende ist davon übrig geblieben: fast nichts. ein großer sack für die altkleidersammlung, eine kiste voll für ebay, ein sack für den müll. behalten werde ich meine rennradhosen, 2 oberteile, eine hose, 3 pullover. das ist alles. ich muss also shoppen gehen.

und das auch noch mit dem vosatz, ab jetzt nur noch entweder gebrauchte oder ökologisch und im idealfall auch noch sozial verantwortbar produzierte kleidung zu kaufen. in den vergangenen tagen ein paar jeans ersteigert; heute dann gudrun sjödén leergeshoppt. online. das kleinere übel, immerhin. klick, klick, klick. innerhalb einer stunde einen warenwert zusammengeklickt, den ich in den gesamten vergangenen 10 jahren nicht für kleidung ausgegeben habe. ganz merkwürdige dinge ausgesucht: leggins, sogar ein kleid und einen rock! kleid! rock! ICH! drauf gewartet, dass ich zu staub zerfalle. ist nicht eingetreten.

und dann passierte etwas seltsames: es begann, spaß zu machen. spaß, erleichterung, dann vorfreude. jetzt hibbelige vorfreude. ich beginne, mir selbst unheimlich zu werden.


(und das alles kurz nach entdeckung des ersten grauen haars. da steckt doch ein plan dahinter.)

Mittwoch, 23. März 2011

Dienstag, 22. März 2011

weiter aufgeräumt. dabei auch gefunden: eine geburtstagskarte für den seelenverwandtschaftsbruder, geschrieben 2001 und ihm dann wohl doch nicht gegeben. überhaupt: so viele fotos, briefe, postkarten, erinnerungsschnipsel aus alten zeiten; relikte die sich anfühlen wir ballast, die ich mich aber trotzdem nicht wegzuwerfen traue. stattdessen eine blechbox damit gefüllt und ganz hinten unten im regal vergraben.

Samstag, 19. März 2011

beim aufräumen gefunden: moleskine kalender aus dem jahr 2008; ganz hintendrin eine seite voller notizen von dingen, die ich mir für dieses jahr vorgenommen hatte. "studium beenden", "mountainbike alpencross", "noch mehr abnehmen" und so. beim durchlesen geseufzt. dann den kalender selbst durchgeblättert, geguckt, was ich stattdessen alles gemacht habe. es kam alles anders. leise lachen müssen. das mountainbike, dass ich damals gekauft hatte, um damit die alpen zu überqueren, zieht jetzt eine zweisitzige kinderkarre. ob's die alpen noch schaffen würde?

Dienstag, 15. März 2011

oft, wenn ich relativ früh einkaufen gehe und den bioladen recht kurz nach ladenöffnung erreiche, sehe ich dasselbe, in stilvoller ökomode der gehobenen preisklasse glekleidete paar mittleren alters am müllcontainer stehen und aussortierte lebensmittel herausklauben. sie containern, eine sache, dich mich auch schon länger beschäftigt. ich kenne das seit dem studium; diverse meiner ehemaligen kommilitonen waren links bis linksradikal orientiert und betrieben freeganism. soweit ich weiß, kamen sie nur sehr selten in die verlegenheit, für lebensmittel geld ausgeben zu müssen; einige ernährten sich auf diese weise ausschließlich in bio- qualität, jahrelang, kostenlos.
jedes mal, wenn ich dieses paar am bioladen sehe, denke ich, verdammt - ich sollte mein leben wieder radikalisieren, noch konsequenter sein, noch politischer leben. der müllcontainer befindet sich direkt vor der glasfront, hinter der die kassen platziert sind; die mitarbeiter müssen die beiden sehen. niemand hindert sie daran, am hellichten tag noch gut erhaltene bio- lebensmittel aus dem container zu ziehen. jeder, der vorbeiläuft, kann sehen, dass die sachen eigentlich noch einwandfrei sind. vielleicht eine kleine braune stelle am apfel, vielleicht ist die tüte erdnüsse an einer stelle aufgeplatzt, der joghurt einen tag vor dem verfallsdatum. nichts, was man nicht durch herausschneiden, aussortieren oder einmal kurz umrühren wieder in ordnung bringen könnte.
die beiden erbeuten einen strunk bananen, ein paar kiwis, zwei äpfel, eine aufgeplatze tüte babyspinat und noch anderes, dass ich so schnell im vorbeilaufen nicht erkennen kann. während der mann die lebensmittel in seinen rucksack verstaut, geht sie in den laden und kauft, was ihr nach dem containern noch fehlt. unter anderem teure naturkosmetik; ich bin mir sehr sicher, dass sie nicht aus finanziellen gründen containert.
warum mache ich das nicht auch?

Montag, 14. März 2011

sich vor müdigkeit übergeben müssen. es gibt also doch noch eine weitere dimension von erschöpfung, die ich doch noch nicht kannte.

am wochenende einen nachmittag alleine in der stadt verbracht. alleine, ohne irgendein kind. mit meiner geliebten leder- umhängetasche, ohne umfassendes trinken-versperbox-ersatzwindel-sandelspielzeug-buch-babypuppe-trinkflasche-und falls es kalt wird doch noch ne mütze- paket. der wahnsinn. der helle wahnsinn. wieviel zeit man plötzlich hat, wenn man kein baby trägt und keinen kinderwagen schuckelt, wie schnell man laufen kann! irre. muss ich definitiv öfter machen.

beim frisör gewesen. meine frisörin noch mehr lieben gelernt. auch gelernt, dass ich abnehmen muss, bevor ich noch kürzere haare ausprobieren kann.

abends um sieben mit beiden kindern ins bett gegangen, 10 stunden geschlafen, am nächsten morgen noch immer nicht ausgeschlafen gewesen.

sonntag halb gelähmt irgendwas gearbeitet, es dann sein gelassen, bevor die qualität leidet. stattdessen gestrickt, das kann ich auch im halbkoma noch fehlerfrei. zuerst an einem auftrag, bis die wolle alle war, dann was für mich.

heute früh statt um halb sechs tatsächlich mal erst um kurz vor sieben geweckt worden. mit dem baby gekuschelt. aufgestanden und nicht gleich wieder taumelnd gegen den türrahmen gedonnert. mich sowas ähnliches wie ausgeschlafen gefühlt.

auf dem weg von der baby- physiotherapie in die stadt den ersten blühenden kirschbaum gesehen. den ersten fast blühenden magnolienbaum. es wird nicht aufzuhalten sein.

Donnerstag, 10. März 2011

"Aufschreiben heißt, etwas festzuhalten. Mich selbst festhalten, mich erkennen, in Fragmenten. Ich will das, und ich will das doch nicht, sonst wäre es nicht so schwer, sonst würde ich mich mir selbst nicht entwinden wollen. Wenn ich es nicht aufschreibe, bin ich nicht zufrieden, weil ich so bequem bin, die einfache Lösung wähle; wenn ich es aufschreibe, bin ich nicht zufrieden, weil es mir nicht genau genug ist. Ich kann nicht gewinnen."



[exactly, frau fragmente.]
abends, kurz vorm schlafen gehen, schlummeln der große sohn und ich noch ein bisschen auf meinem bett. liegen bäuchlings nebeneinander, unsere gesichter einander zugewandt und ganz nah zusammengesteckt, unsere nasenspitzen berühren sich fast. der große sohn nuckelt am daumen und gibt wohlige geräusche von sich. ich streichle seinen kopf und frage: "sag mal, wo ist eigentlich das baby hin, das du mal warst?" der sohn überlegt kurz, wendet dann die innenfläche der freien hand nach außen, zuckt mit den schultern und sagt: "weg. groß, max."
"werden aus den schülern noch lebenstüchtige menschen, wenn es in der schule vor allem um spaß geht?" - es gibt mal wieder eine sehr interessante sache in der mediathek des bayerischen rundfunks anzusehen: ein kleiner film über die rolle der intuition für entwicklung, intelligenz und pädagogik. "auf den spuren der intuition", zu sehen hier in der rubrik "meistgesehen.